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PRESSE

Frankfurt

Das Flüssige muss ins Eckige

Veröffentlicht am 27.07.2015 | Lesedauer: 3 Minuten

Von Markus Wölfelschneider

Kult aus Fernost: Im Apfelweinrevier Sachsenhausen wird heute Frankfurts erste Sake-Bar eröffnet

Fast jeder in Deutschland kennt das Wort Sake. Trotzdem gilt es noch, das ein oder andere Missverständnis auszuräumen. „Viele halten Sake für einen Schnaps, der ausschließlich warm serviert wird“, sagt Mayuko Mukaide, die heute zusammen mit Chihiro Shimamura im Sachsenhäuser Fritschengäßchen Frankfurts erste Sake-Bar heute offiziell eröffnet. „Beides stimmt nicht. Bei Sake handelt es sich um Reiswein. Und zu dieser Jahreszeit trinkt man ihn natürlich kalt.“

Bei der inoffiziellen Eröffnungsparty der „J’epoca Saka Bar“ am vergangenen Mittwoch tragen die beiden gebürtigen Japanerinnen blaue Schriftzeichen-Schürzen. Sie servieren mit Prosecco gemixten Pflaumensake zur Begrüßung und mischen sich dann unter die Gäste, um mit ihnen zu plaudern. Freunde und Nachbarn haben Blumen mitgebracht. Auf den Tischen stehen Keramikschälchen mit japanischen Snacks, die mit den Fingern gegessen werden: Teriyaki-Hähnchen, Wasabinüsse, Frikadellen mit Ingwer und Lauch. Als ein Gast sich eine gesalzene Bohne samt Schote in den Mund schiebt, lacht Chihiro Shimamura kurz herzlich auf – und macht dann vor, wie es richtig geht: die Bohne zwischen den Zahnreihen hindurchziehen und auf diese Weise vom Inhalt befreien. Mayuko Mukaide erklärt, wie man es schafft, aus einem Masu (ein viereckiges Trinkgefäß mit breitem Holzrand) zu trinken, ohne dass auch nur ein Tropfen Sake danebengeht – was bei einem Preis von sechs bis zwölf Euro für 0,12 Liter ja auch wirklich schade wäre. „Die Lippen am besten an einer der Ecken ansetzen“, rät sie.

Die befreundete Innenarchitektin Tanja Schnittger, die den langgestreckten Laden eingerichtet hat, in dem vorher eine Sportsbar untergebracht war, ist ebenfalls zu Gast. Auf Handyfotos zeigt sie, wie es vor dem Umbau im März hier ausgesehen hat. Unter einer vergleichsweise hässlichen Holzvertäfelung kamen hübsche weiß-blaue Kacheln zum Vorschein. Auf einer ist ein pittoresker Hahn zu sehen. „Vermutlich war hier ganz früher mal eine Metzgerei“, vermutet Schnittger.

Über dem Tresen hängen Lampen, die entfernt an japanische Lampions erinnern. Asia-Kitsch findet sich keiner im Raum. Alles ist minimalistisch und dezent eingerichtet. In einer Ecke der Bar ist ein kleiner Shop aufgebaut. Viele der 20 Sorten Reiswein, die über den Tresen gehen, kann man hier in Flaschen kaufen. Sie alle stammen direkt aus der japanischen Präfektur Ishikawa, wo Mayuko Mukaide aufgewaschen ist.

Viele Jahre lang hat sie im Import-Export-Geschäft gearbeitet. Erst für die japanische Hochgeschwindigkeitsbahn, den Shinkansen. Später für Unternehmen, die mit Lötmaterial und Nähmaschinen handelten. Ihre Logistik-Erfahrung möchte sie nun nutzen, um einen Online-Handel aufzubauen und Sake in Deutschland zu vertreiben. Frankfurt soll erst der Anfang sein. Chihiro Shimamura zog 2007 zunächst für ein Jahr nach Deutschland, um die Sprache zu lernen. Seit fünf Jahren lebt sie dauerhaft hier. Die sympathische „J’epoka Saka Bar“ ist das erste Lokal der beiden. Es passt ganz prima nach Sachsenhausen, wo man seit jeher der vernünftigen Meinung ist, dass Wein nicht unbedingt aus Trauben gemacht sein muss.

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